Leben

Leben

Man muss den Dingen
Die eigene, stille,
ungestörte Entwicklung lassen,
die tief von innen kommt,
und durch nichts gedrängt
oder beschleunigt werden kann;
alles ist austragen –
und dann
gebären…

Reifen wie der Baum, der seine Säfte nicht drängt
und getrost in den Stürmen
des Frühlings steht,
ohne Angst,
dass dahinter kein Sommer
kommen könnte.
Er kommt doch!

Aber er kommt nur zu den Geduldigen,
die da sind,
als ob die Ewigkeit vor ihnen läge,
so sorglos still und weit …

Man muss Geduld haben,
gegen das Ungelöste im Herzen,
und versuchen, die Fragen selber lieb zu haben,
wie verschlossene Stuben,
und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache
geschrieben sind.

Es handelt sich darum, alles zu leben.
Wenn man die Fragen lebt,
lebt man vielleicht allmählich,
ohne es zu merken,
eines fremden Tages
in die Antwort hinein.

Rainer Maria Rilke


Leben

Leben wie ein Baum
einzeln und frei …
… und brüderlich wie ein Wald.
Das ist unsere Sehnsucht.

Nazim Hikmet (1902 – 1963)
türkischer Dichter und Dramatiker

Komm nur, ja komm nur,
wer immer Du bist:

Sucher, Verehrer, Freund des Verlassens.

Du hast Eide gebrochen?
und das tausendmal?
Es ist kein Problem, was es auch ist;

mit Zweifeln müssen wir uns befassen.

Auch dann komme wieder,
beginne nochmal.

Herlana (Islamischer Mystiker und persischer Dichter, ca. 1207 – 1273)


Im stürmenden Genuss
sich aufgelöst,
dann sich erquickt im
Wonneschlaf
,
dann lebst du auf, auf´s
Jüngste wieder auf,
auf´s Neue zu fürchten,
zu hoffen und zu begehren!

Johann Wolfgang von Goethe


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